Der 50. Jahrestag ist nun Geschichte, er fand am 01.11.2008 statt und ein ausführlicher Bericht ist auf den nachfolgenden Seiten zu sehen.
Es sei an dieser Stelle allen gedankt, die sich an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt haben und damit zum Erfolg der Veranstaltung beitrugen.

Über solch einen Jahrestag zu berichten ist nicht ganz einfach, denn eigentlich weiß man nicht, was man sagen oder schreiben soll. Im Vorfeld gab es viele Diskussionen, welchen Rahmen man wählen sollte und letztendlich waren wir, nicht ganz freiwillig, bei der Maximalvariante gelandet. Alle Mitglieder, bekannten Ehemalige und sonstige mit Bonito verbundenen Personen wurden angeschrieben und eingeladen. Viele kamen, aber leider blieben auch etliche fern, die wir gern wiedergesehen hätten. Aber so ist nun mal das Leben. Im Hotel am Niederfeld wurden die Räume angemietet, eine kleine Ausstellung aufgebaut und alles andere vorbereitet.

Durch die Veranstaltung führte Reinhard mit seinem bekannten Charme. Die Festrede wurde in zwei Teilen von ehemaligen Vorsitzenden gehalten. Der erste Teil von Hans-Jürgen Kramer, der die Geschicke von Bonito 58 bis zum Jahr 1971 leitete. Der zweite Teil ging an Uwe Mattern, der die nächsten 36 Jahre bis zum Frühjahr 2008 die Freude hatte, Bonito über Wasser zu halten.

Der Rest des Abends war angefüllt mit vielen persönlichen Gesprächen. Als Begleitung liefen Filme aus der Anfangszeit und auch den letzten vergangenen Jahren von Bonito.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es ein sehr schöner und erfolgreicher Abend war,

Zum 50. Jahrestag

Es begab sich im Spätsommer des Jahres des Herrn 1958. Wir saßen, egal aus welchem Anlass, auf der Veranda unserer Rüdersdorfer Stammgaststätte „Zur Linde". Wir, das waren, soweit noch in Erinnerung, Otto Lehnert, Günter Schumann, Wolfgang Klaus, Jürgen Conrad, Manfred Menzel, Heinz Teschner, Jürgen Vogt, Heinz Lausmann, Karl-Heinz Reetz, Dieter Stiebert und ich, Hansjürgen Kramer. Wir hatten uns in wechselnder Zusammensetzung immer wieder mal zum Tauchen am Heinitzsee getroffen. Günter Schumann und Wolfgang Klaus sind mir dabei immer noch durch eine besondere Leistung im Gedächtnis. Sie hatten eine Ausstellung der GST 1956 in der ehemaligen Sporthalle in der Stalinallee besucht, an der auch die Tauchgruppe von Fritz Reusrath, in der ich damals war, mit einer Glasvitrine beteiligt war. In dieser Vitrine lag, in seine Einzelteile zerlegt, einer der selten funktionierenden Reusrath'schen Regler. Diese geschmackvolle Anordnung hatten sie fotografiert und anhand dieser Aufnahmen einen Regler gebaut, der 10-mal besser war als der ausgestellte. Er funktionierte nämlich immer.

Bei dieser spontanen Zusammenkunft in der Linde machte ich den Vorschlag, doch eine irgendwie geartete Gemeinschaft zu bilden und in diesem Rahmen unseren Sport auszuüben. Über den Ausgang dieses Treffens ist nichts nachweisbar, jedenfalls gab es kein Abschlusskommunique.

So wie mich überraschte es auch die anderen, als wir Ende Oktober 1958 von Otto eine Karte erhielten, mit der er zum Treffen in sein Geschäft, eine Schuhmacherei in der Czarnikauer Straße 18a, einlud. Otto rief und alle, alle kamen. An diesem historischen Abend, das genaue Datum ist nicht verbürgt, wurde die erste Wohngebietstauchgruppe in Ostberlin gegründet. Sie erhielt auch am ersten Abend auf Vorschlag von Heinz Teschner, genannt „Bonito", ihren noch heute gültigen Namen, der später um den Zusatz „58" erweitert wurde.

Von da ab trafen wir uns jeden Donnerstag in Ottos Laden. Allerdings verließ uns schon im ersten halben Jahr Heinz Teschner, weil er noch den „letzten Dampfer in Richtung Westen" kriegen musste. Dafür kamen andere zu uns - Klaus Hoffmann, Wolfgang Steger, Jutta, Manfred Zabel, Karl-Heinz Baumann.

Zuerst wurden Tauchanzüge gebaut - Trockenanzüge aus Wetterschutzbatist mit Manschetten aus Ballongummi. Hei, das war ein Kleben mit Ottos feuerfestem Nasenrotz- und Popelkitt. Otto hatte von einem Tauchanzugdesigner einen Schnitt nach topaktueller Mode machen lassen und da wir damals alle unser Idealgewicht hatten, passte ein Schnitt auch für alle. Otto klebte für alle Kopfhauben aus Schaumgummi und ich baute in einer benachbarten Autoreparaturwerkstatt eine Kollektion Regler. Das Material dafür hatte Klaus Hoffmann in Westberlin besorgt und mir nach Rummelsburg gebracht. Die Aktentasche mit dem Messing hat mir beim Transport zu Otto fast die Arme ausgerissen. Jahrelang war mein rechter Arm ein Stück länger als der linke.

Otto hat in diesem Winter alle unsere Taucherflaschen mit einem handgezogenen Plattenwagen erst zum Sandstrahlen in die Schönhauser Allee und dann zum Lackieren zur Firma Groß & Lösch zum Königstor gebracht. Der dort applizierte Hammerschlaglack auf zweimalig eingebranntem tropenfestem Spachtel war das Größte. So hatte jeder seine Beschäftigung.

Auch andere hatten ihre Beschäftigung - mit uns. So kam mehrere Abende ein unauffälliger Herr zu unseren Treffen. Er hatte sich beim ersten Mal als Mitarbeiter der Abteilung Erlaubniswesen der Volkspolizeiinspektion vorgestellt. Aber bald hatte er anscheinend genug Eindrücke von unserer Harmlosigkeit gewonnen und blieb fort. Dafür standen dann fast zu jedem Treffen einige unauffällige Herren vor Ottos Laden. Bald kannten sich alle und sie grüßten die eintreffenden Mitglieder freundlich, lehnten aber eine Einladung in die Klubräume ab. Sie durften nicht.

Bei unserer ersten gemeinsamen Urlaubsfahrt im Juli 1959 zum Stechlinsee hatten wir fast alle eine gleiche Ausrüstung: Eleganten Zweireiher, modische Kopfbedeckung und blinkendes Tauchgerät. Gekrönt wurde das Ganze durch ein gesticktes Emblem „Bonito 58" auf der Brust des Tauchanzuges. Die Leute flüsterten sich zu: „Kiek mal, aus'm Westen!"

Danach kam etwas, was ich später immer wieder feststellen musste: Es war ein gewisser Stand erreicht und es gab keine großen Anforderungen mehr. Wir hatten ja eigentlich alles. Eine gewisse Selbstzufriedenheit trat ein, verbunden mit der Erscheinung, dass nicht mehr alle kamen, mal der, mal jener, aber meist dieser. Es musste etwas Neues her.

Wolfgang Steger arbeitete zu dieser Zeit im Werkzeugmaschinenkombinat „7. Oktober" in Weißensee. Nach Rücksprache mit dem dortigen GST-Vorstand zogen wir alle, bis auf Otto, Ende 1960 als GST-Tauchgruppe in diesen Betrieb. Wolfgang als „Hausherr" wurde unser erster offizieller Sektionsleiter. Wir unternahmen allerhand schöne Sachen - im Januar 1961 tauchten wir in der Spree und bargen Buntmetall, im Februar unternahmen wir unser erstes Eistauchen im Heinitzsee

Im Frühjahr 1961 erhielten wir vom GST-Bezirksvorstand folgende Mitteilung: „Vom 13.-27. Juni diesen Jahres findet im Rahmen eines Freundschaftsabkommens mit der bulgarischen DOSO die erste Reise von GST-Tauchern nach Primorsko ans Schwarze Meer statt. Ihr könnt mit 7 Kameraden daran teilnehmen. Das Ganze für 550,00 Mark der Deutschen Notenbank pro Mann."

Wolfgang Steger, Günter Schumann, Manne Zabel, Kalle Baumann, Wolfgang Klaus, Jürgen Vogt und ich nahmen an dieser Reise teil. Wolfgang Klaus hatte mir einige Kopfschmerzen bereitet, denn er arbeitete im Westen und das durfte natürlich nicht ruchbar werden. Insgesamt kann ich nur sagen, es waren herrliche Tage. Die Bulgaren boten alles auf, was sie hatten - Schiffe, Tauchgeräte von Cousteau, Luftversorgung, Ausflüge und eine dolle Abschlussfete.

Die nächste Reise dieser Art war für den September 1961 geplant und vielen Tauchern der DDR angeboten worden. Bei den Deutschen Meisterschaften im Tauchen im Juli 1961 am Heinitzsee wurde ich bestürmt: „Wie war es denn in Bulgarien?" Ich schwärmte in den höchsten Tönen und machte allen den Mund wässrig. Im Jahr darauf hätte man mich fast erschlagen, denn im September war nichts mehr mit high-life - keine Schiffe, keine Tauchgeräte, keine Luft, keine Ausflüge. Zwischen beiden Reisen lag der 13. August 1961.

Im Frühjahr 1963 zogen wir in das Objekt des Zentralen Tauchsportklubs der DDR nach Hessenwinkel an den Dämeritzsee. Traudel und Rudi Richter fühlten sich so allein da draußen. Neue Aufgaben - neue Anforderungen - neue Aktivitäten. Wir hatten viel zu tun und packten es an. Einrichtung einer Werkstatt, Installation eines Kompressors, Pflege vieler Boote und natürlich viele Tauchfahrten zum Heinitzsee mit unserem nimmermüden Dingi. Es gab kaum ein Wochenende, an dem wir uns nicht in Hessenwinkel trafen, ob Sommer oder Winter. Weitere Freunde stießen zu uns - Jutta und Achim Puttkammer, Norbert Weisly, Uwe Mattern u.a. In dieser Zeit hatte ich die Ehre, die ganze Bande als Sektionsleiter zusammenzuhalten.
Der Höhepunkt für mich war die Korallenriff-Expedition Kuba des Naturkundemuseums 1967, an der ich teilnehmen musste. Wer wollte schon nach Kuba - warmes Wasser, auch noch glasklar, bunte Fische, Korallen. Wo wir doch unsere schönen kalten Seen mit überwältigend geringen Sichtweiten, einigen Fischen und veralgten Pflanzen so direkt vor der Haustür hatten. Aber na ja, Rudi überredete mich. Und so begann ein hektisches Vierteljahr der Vorbereitung. Im März 1967 war es dann soweit. Wir fuhren mit der J. G. Fichte nach Kuba, tauchten, bauten Korallen ab und kamen wieder zurück. Daraus ist dann im Naturkundemuseum auch ein ganz kleines Riff geworden.

Nach dieser Reise machte das Tauchen in unseren Gewässern nicht mehr so den richtigen Spaß. Da 1970 der Zentralvorstand der GST entdeckte, dass da in Hessenwinkel ein Wassergrundstück existierte, das man auch für andere Zwecke als für eine Tauchgruppe nutzen konnte, mussten wir das Feld räumen. Für mich der Anlass, der Taucherei Ade zu sagen. Auch berufliche, ich war Offizier bei der Feuerwehr, und private Gründe spielten dabei eine große Rolle. Wir hatten inzwischen 3 Kinder, meist kleine, und auf Wunsch einer einzelnen Dame hatten wir ein Grundstück gekauft. Alles das und die Taucherei unter einen Hut zu kriegen war kompliziert. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, ohne Tauchen leben zu können, aber ich habe es mal probiert. Es ging.

Hans-Jürgen Kramer

Der zweite Teil der Vortrages befindet sich auf der Folgeseite

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